Dein Weg zum besseren Motorradfahrer
Grip, oder auch Haftung, ist ein entscheidendes Element für die Sicherheit und das Fahrgefühl eines Motorrads. Er bezieht sich auf die Bodenhaftung der Reifen und setzt sich aus dem Reibwert zusammen, der wiederum von der Reifenaufstandsfläche und dem Untergrund abhängt. Dabei spielt die chemische Zusammensetzung des Reifens eine ebenso große Rolle wie die Beschaffenheit der Fahrbahn.
Der Grip auf Landstraßen ist im Frühjahr oft besser als im Herbst. Der Hauptgrund dafür liegt in den winterlichen Wetterbedingungen, die die Straßenoberfläche verändern. Über den Winter können durch Frost kleine Wassereinschlüsse in der Straßenoberfläche, besonders in den runden Steinchen, dazu führen, dass diese Steine aufbrechen und feine Spitzen entstehen. Diese Mikrospitzen erhöhen die Mikrorauigkeit der Fahrbahn und verbessern somit die Verzahnung des Reifens mit der Straße.
Im Frühjahr sind Salz, Staub und Sand, die sich im Winter angesammelt haben, durch Regen und Schmelzwasser größtenteils abgespült. Dies sorgt für eine saubere, aufgeraute Oberfläche, die den Reifen mehr Grip bietet.
Im Gegensatz dazu können im Herbst nasse Blätter, Schmutz und andere Verunreinigungen die Straßenoberfläche rutschig machen und den Grip verringern. Außerdem polieren die Reifen von Autos die kleinen Spitzen im Laufe des Sommers wieder glatt, was den Grip speziell bei Nässe oder kalten Temperaturen verschlechtert.
Ein Reifen erreicht seine beste Haftung, wenn das Gummi eine bestimmte Temperatur erreicht und viskoelastisch wird. Das bedeutet, dass der Reifen nicht zu hart oder zu weich ist, sondern genau die richtige Elastizität besitzt, um sich optimal mit der Straßenoberfläche zu verzahnen. Bei niedrigen Temperaturen kann das Gummi zu hart und spröde sein, was als Glasverhalten bezeichnet wird. In diesem Zustand können sich die kleinen Spitzen des Asphalts nicht richtig in das Gummi bohren, wodurch die Haftung stark reduziert ist. Erst wenn der Reifen ausreichend erwärmt ist und dadurch seine viskoelastischen Eigenschaften entwickelt, kann er die Mikrorauigkeit der Fahrbahn effektiv nutzen und maximalen Grip bieten.
Ein interessantes Phänomen in diesem Zusammenhang ist die sogenannte Gummi-Hysterese. Das bedeutet, dass sich das Gummi des Reifens unter Belastung verformt und nur langsam wieder seine ursprüngliche Form annimmt.
Die Gummi-Hysterese kann man mit dem Daumennageltest prüfen. Drückt man mit dem Daumennagel in einen warmen Renn- oder Sportreifen, bleibt der Abdruck eine Weile bestehen, bevor das Gummi wieder glatt wird. Diesen Test kann man auch bei anderen Reifenarten durchführen, um das viskoelastische Verhalten des Gummis zu überprüfen, allerdings reagieren weiche Sportreifen deutlicher auf diesen Test als harte Straßenreifen. Wenn man diesen Test allerdings vor der Fahrt mit kalten Reifen und dann nach einigen Kilometern durchführt, sollte man trotzdem einen deutlichen Unterschied bemerken.
Die Haftung eines Reifens hängt maßgeblich von seiner chemischen Zusammensetzung ab. Neben Kautschuk enthält die Mischung auch andere Bestandteile wie Siliciumdioxid. Diese Zusammensetzung bleibt allerdings leider ein gut gehütetes Geheimnis der Hersteller. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen weichem und hartem Gummi. Weiche Gummimischungen bieten generell eine bessere Haftung, benötigen jedoch mehr Zeit, um die optimale Betriebstemperatur zu erreichen, die sich je nach Reifenart aber auch individuell nach Reifenmodell unterscheiden kann.
Die Temperatur des Reifens spielt eine wesentliche Rolle für die Haftung. Beim Fahren erhitzt sich der Reifen durch mechanische Belastungen wie Rollen, Beschleunigen, Bremsen und Kurvenfahren. Jeder Reifen hat einen idealen Temperaturbereich, in dem er maximale Haftung bietet. Überschreitet die Temperatur diesen Bereich, nimmt die Haftung wieder ab. Besonders im Herbst ist es wichtig, die Reifen auf die richtige Betriebstemperatur zu bringen, da sie sonst zu hart bleiben und weniger Grip bieten.
Die Haftung eines Reifens variiert stark je nach Fahrbahnoberfläche. Auf trockener Straße kann sich der Reifen gut verzahnen, während bei Nässe andere Gummimischungen erforderlich sind, um die bestmögliche Bodenhaftung zu gewährleisten. Dazu kommt auch, dass Nässe den Reifen abkühlen kann und ggf. Sportreifen aus dem optimalen Temperaturfenster bringen könnte.
Auch die Lamellentechnik, bei der feine Rillen in der Reifenoberfläche für besseren Grip auf nassen und glatten Straßen sorgen, spielt eine wichtige Rolle.
Wichtig ist allerdings zu betonen, dass heutzutage so gut wie alle Reifen (ausgenommen spezielle Rennreifen) auch gut bis sehr gut bei Nässe funktionieren. Natürlich muss man hier etwas mehr Vorsicht oder Feingefühl walten lassen, darf aber auf keinen Fall Angst vor Nässe entwickeln, denn das würde zu einer verkrampften Fahrweise und eine daraus folgende erhöhte Unfallgefahr führen. Die Angst vor Nässe kann also noch viel gefährlicher sein als die Nässe selbst…
Zu Beginn einer Fahrt sollten die Reifen vorsichtig belastet werden, um sie auf Temperatur zu bringen. Starkes Beschleunigen, große Schräglagen und hartes Bremsen sollten vor allem in der kalten Jahreszeit vermieden werden, da die Reifen zu dieser Jahreszeit länger brauchen, um warm zu werden. Außerdem sollte die Fahrbahnoberfläche im Auge behalten werden, besonders im Herbst, wenn Nässe, Laub und Verschmutzungen die Straße rutschiger machen können.
Die verwendete Fahrtechnik, also “Legen”, “Drücken” oder “HangingOff”, hat natürlich auch Einfluss auf die Schräglage des Motorrads und somit auch auf den Grip bzw. die mögliche Kurvengeschwindigkeit, abhängig der genutzten Fahrtechnik.
Die Wahl des richtigen Reifens hängt stark von den individuellen Nutzungsbedingungen des Motorrads ab. Ein Sportreifen bietet beispielsweise auf trockener Fahrbahn bei hohen Betriebstemperaturen (durch starkes Beschleunigen, Bremsen und Kurvenfahrten mit hoher Schräglage) hervorragende Haftung, ist jedoch weniger geeignet für kurze Stadtfahrten bei kaltem und regnerischem Wetter. Hier wäre ein Straßenreifen mit niedrigerer und schneller erreichter Betriebstemperatur die bessere Wahl.
Für Tourenfahrer, die lange Strecken auf unterschiedlichen Straßenbelägen und bei verschiedenen Wetterbedingungen zurücklegen, sind Tourenreifen ideal. Diese Reifen bieten eine gute Balance zwischen Grip, Langlebigkeit und Komfort und sind darauf ausgelegt, bei unterschiedlichen Temperaturen schnell eine optimale Haftung zu erreichen.
Adventure- und Enduro-Fahrer, die sowohl auf Asphalt als auch im Gelände unterwegs sind, sollten auf spezielle Dual-Sport-Reifen setzen. Diese Reifen bieten ausreichenden Grip auf der Straße und gleichzeitig die nötige Traktion im Gelände, um auch abseits befestigter Wege sicher unterwegs zu sein.
Cruiser- und Chopper-Fahrer, die oft gemütlich auf Landstraßen unterwegs sind, finden in speziellen Cruiser-Reifen den besten Begleiter. Diese Reifen sind auf hohe Laufleistung und Komfort ausgelegt und bieten auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten eine zuverlässige Haftung.
Insgesamt ist es entscheidend, den Reifen entsprechend der hauptsächlichen Nutzung des Motorrads auszuwählen, um jederzeit optimalen Grip und Sicherheit zu gewährleisten.
Der Grip eines Motorradreifens ist entscheidend für die Sicherheit und das Fahrgefühl. Er wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter die chemische Zusammensetzung des Reifens, die Temperatur und die Beschaffenheit der Fahrbahn. Besonders im Frühjahr bieten die Straßen aufgrund ihrer aufgerauten Oberflächen besseren Grip als im Herbst.
Reifen erreichen ihre beste Haftung, wenn sie auf die richtige Temperatur gebracht werden und viskoelastisch sind. Der Daumennageltest kann helfen, das viskoelastische Verhalten des Reifens zu prüfen.
Die Auswahl des richtigen Reifens hängt stark von den individuellen Nutzungsbedingungen ab. Ob Tourenreifen für lange Strecken, Sportreifen für hohe Leistung oder Dual-Sport-Reifen für gemischte Fahrbedingungen – die richtige Wahl des Reifens sorgt für optimalen Grip und Sicherheit auf der Straße.
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