Dein Weg zum besseren Motorradfahrer
Das Kurvenfahren auf einem Motorrad ist eine faszinierende Mischung aus Physik und Finesse. Werfen wir einen Blick auf den Lenkimpuls – eine Technik, die es ermöglicht, das Motorrad präzise in Schräglagen zu manövrieren, und erklären, warum man dafür erstmal in die falsche Richtung lenken muss.
Beim Motorradfahren wird oft angenommen, dass Schräglagen hauptsächlich durch die Verlagerung des Körpergewichts erzielt werden. Doch in Wirklichkeit spielt der Lenkimpuls, eine initiale, intuitive Lenkbewegung in die entgegengesetzte Richtung der Kurve, die entscheidende Rolle. Diese scheinbar widersprüchliche Aktion (nach links lenken um nach rechts in die Kurve zu gehen und anders herum) ist nötig, um die Dynamik des sich drehenden Rades zu durchbrechen und das Motorrad effektiv in die Schräglage zu bringen.
Ein sich drehendes Rad auf einem Motorrad stabilisiert sich durch die Kreiselkräfte selbst. Um eine Kurve zu fahren, muss diese Stabilität kurzzeitig unterbrochen werden. Dies geschieht durch den Lenkimpuls. Wenn man zum Beispiel eine Rechtskurve ansteuert, lenkt man kurz nach links. Diese Gegenbewegung bewirkt, dass das Motorrad nach rechts kippt und die Schräglage für die Kurve initiiert wird. Will man also das Motorrad in eine Schräglage für eine rechte Kurve bringen, muss man rechts den Lenker mit Gefühl nach vorn drücken / schieben. Denkt man darüber nach, kann das schnell verwirren, aber meist reagiert man instinktiv schon richtig, da wir diese Impulse bereits vom Fahrradfahren usw. kennen.
Trotzdem fühlt sich die Lenkung eines Motorrads je nach Geschwindigkeit unterschiedlich an. Bei langsamer Fahrt, wie etwa Schrittgeschwindigkeit, muss aktiv gegen die Kipp-Tendenz gesteuert werden, indem man zum Teil sogar recht große Lenkbewegungen in die Richtung macht, in die das Motorrad kippen möchte. Bei höheren Geschwindigkeiten, etwa ab 20 bis 30 km/h, stabilisiert sich das Motorrad zunehmend selbstständig und die Impulse werden kleiner.
Aber auch schon bei sehr langsamen Geschwindigkeiten nutzen wir den „Lenkimpuls“ unbewusst. Wenn du feststellst, dass dein Motorrad nach rechts zu kippen beginnt, musst du entgegenintuitiv handeln, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. In diesem Fall solltest du nach rechts lenken. Das klingt zunächst widersprüchlich, aber das Lenken nach rechts erzeugt eine Kraft, die das Motorrad dazu bringt, sich nach links zu neigen und somit das Kippen nach rechts auszugleichen. Im Prinzip wenden wir hier also auch schon den Lenkimpuls an, allerdings nicht um das Motorrad in Schräglage zu bringen, sondern damit es eben keine Schräglage erreicht und somit eben nicht kippt.
Oft wird davon gesprochen, dass der Lenkimpuls erst ab ca. 30 km/h zu tragen kommt, da erst da sich das Motorrad anfängt selbst zu stabilisieren. Anhand dem Beispiel, sieht man aber, dass wir unterbewusst den Lenkimpuls schon vorher anwenden und auch brauchen.
Nachdem durch einen initialen Lenkimpuls die gewünschte Schräglage erreicht wurde, folgt das eigentliche Lenken durch sehr subtile und gezielte Bewegungen. Die weitere Lenkung erfolgt mit minimalem Einsatz, wobei oft nur leichte Korrekturen erforderlich sind.
Bei einer Schräglage von 15 Grad etwa muss der Lenker nur um etwa zwei Grad bewegt werden. In dieser Position ist es wichtig, mittels geringem Gegendruck am kurveninneren Lenkergriff zu arbeiten, um das Motorrad in dieser Neigung zu stabilisieren und ein Aufstellen durch den außermittigen Reifenaufstandspunkt zu verhindern. Das Motorrad neigt dazu sich aufstellen zu wollen, wogegen man hier korrigierend eingreifen muss.
Wenn das Motorrad in eine noch tiefere Schräglage, wie 30 Grad, übergeht, verstärkt sich die Stabilität durch das veränderte Verhältnis von Fliehkraft zu Schwerkraft weiter. Die Notwendigkeit für Lenkbewegungen verringert sich in solch einer Lage zunehmend, da der Reifenaufstandspunkt sich weiter nach innen verschiebt und die Seitenführungskräfte das Motorrad effektiver in der Kurve halten.
Bei Schräglagen von bis zu 50 Grad, die durch die hohe Haftung moderner Sportreifen auf dem Asphalt ermöglicht werden, reduziert sich der Bedarf an Lenkeingriffen noch weiter. In solchen Fällen erreicht man eine fast kraftneutrale Fahrdynamik (Verhältnis Fliehkraft/Schwerkraft), bei der nur noch sehr geringfügige, intuitive Lenkbewegungen nötig sind, um das Motorrad auf Kurs zu halten.
Für schnelle Richtungswechsel, beispielsweise um plötzlich auftauchenden Hindernissen auszuweichen, ist ein betonter Lenkimpuls unerlässlich. Das Prinzip ist einfach: Ein seitlicher Impuls auf das drehende Rad ruft einen Gegenimpuls hervor – lenkt man kurz nach links, neigt sich das Motorrad nach rechts und umgekehrt.
Dafür ist auch sehr wenig Kraftaufwand nötig und es bietet die Möglichkeit sehr schnell das Motorrad umzulegen und möglichen Gefahren auszuweichen. Daher sollte der Lenkimpuls auch gezielt (bewusst) eingesetzt und sogar geübt werden.
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